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G-Trilogie (1/3): Genügsamkeit

Ein Millenial schreibt über ein steinaltes Wort, das eher an Kriegszeiten als an das 21. Jahrhundert erinnert - und uns trotzdem immer noch etwas zu sagen hat.

Genügsamkeit. Ein Wort, das bei uns höchstens noch Menschen im aktiven Wortschatz tragen, die während des Zweiten Weltkriegs aufgewachsen sind und mit Lebensmittelknappheit konfrontiert waren. Da musste man sich halt gezwungenermassen zufriedengeben mit dem, was man hatte. Aber heute? Wir haben so viel: Essen, Kleidung, Technik, Reisemöglichkeiten und es ist immer noch Luft nach oben.

In mir löst der Begriff eher negative Gefühle aus: „Streck‘ dich nicht nach zu viel aus! Lehn‘ dich lieber nicht zu weit aus dem Fenster!“. Wenn man aber genauer schaut, steckt in „Genügsamkeit“ das Wort „genug“ resp. „genügend“. Was bedeutet das?

Im ersten Timotheusbrief des Neuen Testaments finden wir folgende Stelle:

„Wahrer Glaube und die Fähigkeit, mit wenigem zufrieden zu sein, sind tatsächlich ein großer Reichtum. Schließlich haben wir bei unserer Geburt nichts in die Welt mitgebracht und wir können auch nichts mitnehmen, wenn wir sterben. Deshalb wollen wir zufrieden sein, solange wir nur genug Nahrung und Kleidung haben.“ 1Tim 6,6f.

Der Autor dieses Texts klingt wahrlich wie aus der Zeit gefallen! Er behauptet, einen richtig reichen Menschen erkenne man nicht am vielen Geld oder am Pool vor dem Haus, sondern an seinem wahren, standhaften Glauben und dass er oder sie mit Wenigem zufrieden sein kann.

Es ist wichtig, hier genau zu lesen: Der Autor sagt nicht, dass man nur mit wenig Besitz richtig reich sein kann – es ist die Fähigkeit dazu. Es geht darum, dass du mit dem Umstand des einfachen Lebens klarkommst.

Die Pointe ist also nicht, dass man keinen Besitz haben darf oder nicht wohlhabend sein soll. Paulus erinnert Timotheus hier lediglich daran, dass er sich auf innere Schätze besinnen soll, weil er die Welt wieder so verlassen wird, wie er sie betreten hat – nackt und ohne Besitz.

An anderer Stelle im Matthäusevangelium klingt es sehr ähnlich: Der Autor dieser Jesusbiografie behauptet, dass da, wo dein Schatz ist, auch dein Herz ist. Noch etwas einfacher ausgedrückt: Dein Herz wird sich an das binden, was dir wichtig ist.

Du musst als Christ:in nicht unbedingt auf mehr verzichten als andere Menschen. Aber gehe sorgsam mit deinen Besitztümern um und reflektiere vielleicht wieder einmal dein Konsumverhalten. Was ist Reichtum? Die Fähigkeit, sich ab und zu zurückzuhalten und die vierte Washed-out-Jeans einfach mal ins Regal zurückzulegen.