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Der Traum vor Augen

Die 16-jährige Jimena gewährt uns einen Einblick in ihren Alltag, der sich seit Beginn der Pandemie merklich verändert hat. Sie lässt uns sowohl an den Herausforderungen wie auch ihren Erfolgserlebnissen teilhaben.

Jimena scheut keine Mühe, um ihren Traum zu erreichen

Arbeiten in den eigenen vier Wänden

Der Schulalltag hat sich seit der Pandemie grundlegend verändert

Jimena hat sieben Geschwister, von denen vier noch zur Schule gehen. Ihre Eltern sind Bauern. Sie haben nicht viel Geld, doch dank den Obst- und Avocadobäumen und ein paar Rindern kommen sie über die Runden. Jimena ist ein freundlicher, kontaktfreudiger Teenager. Sie ist es gewohnt, früh aufzustehen und bei der Hausarbeit anzupacken. Oft ist es noch dunkel, wenn sie die Tiere füttert oder ihrer Mutter in der Küche hilft. 

Unterricht per Handy
Kurz vor acht Uhr schaltet sie das Handy an. Während den nächsten Stunden versucht sie, sich auf den Online-Unterricht zu konzentrieren. «Im letzten Jahr habe ich erlebt, wie schwierig es für meine Eltern war, die Handyrechnung zu bezahlen, damit meine Geschwister und ich weiter lernen konnten», erzählt sie. «Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Auch wenn es anstrengend ist, mit dem Handy zu lernen, will ich eine gute Schülerin sein.»

Ausbildung zur Coiffeuse und Kosmetikerin
Als sie von den Kursen in der Berufsschule hörte, schrieb sie sich ohne lange zu überlegen für die Ausbildung zur Coiffeuse und Kosmetikerin ein. «Das liegt mir am Herzen», erklärt sie.
Die Ausbildung ist anstrengend. «Mein Schulunterricht dauert bis drei oder halb vier Uhr nachmittags. Um vier Uhr startet der Unterricht an der Berufsschule.» Zweimal pro Woche geht sie in die Stadt für den praktischen Teil der Ausbildung.

Ein eigener Schönheitssalon
Jimena ist geschickt und fleissig. «Als meine Nachbarn erfuhren, dass ich eine Ausbildung zur Coiffeuse mache, baten sie mich, ihnen die Haare zu schneiden. Schliesslich halfen mir meine Eltern, einen Spiegel zu kaufen.»
In einem Nebenraum richtete sie einen einfachen Coiffeursalon ein. «Als ich das erste Mal einem Kind die Haare schnitt, war ich so nervös, dass ich mir in den Finger schnitt. Ausserdem ruinierte ich das Haar des Kindes», erzählt sie mit einem Lachen.
Unterdessen ist sie geübt und macht schöne Frisuren. Und weil auch ihre Nachbarn nicht viel Geld haben, verlangt sie pro Haarschnitt nur einen Franken.

Den Traum vor Augen
«Ich werde weitermachen, bis ich meinen Traum verwirklicht habe», sagt Jimena tapfer. Sie glaubt daran, dass sich die Situation im Land verbessern wird und sie trotz den momentanen Einschränkungen ein gutes Leben haben wird. «Mit dem Geld, das ich verdiene, will ich mein Studium an der Universität finanzieren. Später möchte ich Lehrerin werden.»